Infrastruktur und digitale Wirtschaft
5. Voraussetzungen für KI-Anwendungen schaffen
Digitalisierungsumfrage 2025
Digitalisierung in Deutschland: Zwischen Effizienz und Bürokratie
Die Unternehmen in Deutschland treiben die Digitalisierung weiter voran – aber die Hürden sind weiterhin hoch. Das zeigt die aktuelle Umfrage "Digitalisierung in Deutschland: Zwischen Effizienz und Bürokratie" der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), die auf Antworten von mehr als 5.000 Unternehmen aus verschiedenen Branchen basiert.
Die zentralen Ergebnisse aus der Umfrage
Trotz zahlreicher Herausforderungen digitalisieren Unternehmen weiter.
KI ist in der Breite der Wirtschaft angekommen.
Mehr Daten, mehr Digitalisierung, mehr KI – Glasfaserausbau kommt kaum hinterher.
Recht bremst Digitalisierungsaktivitäten.
Cybersicherheit: Bedrohungslage hoch, mehr Sicherheitsvorkehrungen nötig.
Die schleppende Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung sorgt für Frust.
Politische Forderungen
- Bedarfsgerechte digitale Infrastruktur verfügbar machen
Bund und Länder müssen den leitungsgebundenen und den funkbasierten Ausbau gesamtheitlich in den Blick nehmen – bei Regulierung, Förderung, Vereinfachung und Digitalisierung der Genehmigungsprozesse, aber auch durch Unterstützung bei der Gewinnung von Fachkräften. Die nachfragenden Unternehmen sind auf eine geordnete Migration der Kupfernetze auf flächendeckende Glasfaserinfrastrukturen bis in die Gebäude hinein angewiesen.
Genehmigungen orientieren sich noch immer an veralteten Standards, obwohl es bereits allgemein anerkannte Branchenstandards gibt, die den Aufwand und die Kosten reduzieren. Kommunen und Genehmigungsbehörden sollten die neuen Standards in ihre Prozesse integrieren, um Genehmigungen schneller und effizienter zu erteilen.
2. Verwaltung effizient und zukunftsorientiert aufstellen
Trotz zahlreicher Bemühungen sind in den vergangenen Jahren kaum Fortschritte bei der Verwaltungsdigitalisierung gelungen. Das hat großen Einfluss auf Effizienz und den Erfolg von Unternehmen. Denn funktionieren beispielsweise Gewerbeanmeldungen, Baugenehmigungen oder Berichtspflichten nicht mehr zeitgemäß, wird die Handlungsfähigkeit der Unternehmen immer stärker eingeschränkt.
Um die Digitalisierung der Verwaltung erfolgreich umzusetzen, benötigen Bund, Länder und Kommunen ein gemeinsames Zielbild und einen darauf basierenden Reformplan. Es braucht mehr als einen reinen Online-Zugang zu Leistungen. Es braucht eine durchgängige, sichere und benutzerfreundliche Digitalisierung der Verwaltungsprozesse. Für die Umsetzung ist eine standardisierte, plattformbasierte Architektur mit zentralen, einheitlichen Standards, Schnittstellen und Basis-Komponenten erforderlich. Dazu gehören Nutzerkonten, Zahlungskomponenten, IT-Transportstandards und Programmierschnittstellen (APIs) für den sicheren Datenaustausch. Diese Infrastruktur sollte für alle öffentlichen Stellen bereitgestellt und zentral gesteuert werden. Dafür müssen die rechtlichen, technischen und organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden.
3. Resilienz im digitalen Raum stärken
Digitalisierung bedeutet für die Unternehmen auch, widerstandsfähiger gegenüber damit einhergehenden Herausforderungen und Störungen zu werden. Unternehmen müssen Kompetenzen erwerben und ihre Lieferketten für Hard- und Softwareprodukte auf den Prüfstand stellen, um im digitalen Raum unabhängig zu agieren. Der Staat sollte Unternehmen dabei unterstützen – durch einen umfassenden Ansatz, der digitale und analoge Sicherheit gemeinsam adressiert, auf Arbeitsteilung von Staat und Wirtschaft basiert und prinzipiell auf die Eigenverantwortung der Unternehmen setzt. Informationen zu analogen und digitalen Bedrohungen sollten den betroffenen Unternehmen aus einer Hand zielgerichtet und aktuell zugänglich gemacht werden.
In der Regulierung sollte das Angemessenheitsprinzip gelten, Doppelregulierungen vermieden werden und bürokratische Belastungen so gering wie möglich gehalten werden. Im Fokus der Politik muss stehen, Gesetze praxistauglich umzusetzen, die Unternehmen dabei zu unterstützen sowie die Wirksamkeit der Maßnahmen zu monitoren. Die Prozesse der Behörden untereinander und zwischen Behörden und Unternehmen sind klar zu definieren und umzusetzen.
Um Unternehmen sowohl präventiv wie auch im Schadensfall zu unterstützen, braucht es eine effektive Cybersicherheitsarchitektur und eine angemessene Ausstattung der Sicherheitsbehörden. Der Staat sollte eine gezielte Weiterentwicklung digitaler Schlüsseltechnologien stärker unterstützen, etwa in den Bereichen KI, Cybersicherheit, Quantencomputing oder Mikroelektronik.
4. Digitalisierungsweltmeister statt Regulierungsweltmeister
Eine Vielzahl an präventiver Digital-Regulierung bremst die Innovationskraft der Unternehmen bei der Entwicklung digitaler Technologien. Die Digitalgesetze müssen auf den Prüfstand gestellt werden, um Über- und Doppelregulierung abzubauen. Unternehmen brauchen den nötigen Freiraum, um digitale Innovationen vorantreiben zu können, ohne sich in unnötigen Detailvorgaben zu verlieren.
5. Voraussetzungen für KI-Anwendungen schaffen
Unternehmen benötigen Handlungsspielräume für den breiten Einsatz innovativer KI-Anwendungen. Aus Experimenten mit künstlicher Intelligenz muss ein echter Mehrwert für Unternehmen entstehen. Voraussetzung dafür ist eine innovationsfreundliche, einheitliche praxis- und KMU-taugliche Ausgestaltung der nationalen KI-Aufsichtsstrukturen. Diese sollten nicht nur kontrollieren, sondern vor allem fördern und unterstützen. Die Genehmigungspraxis sollte unter Einbezug von Wirtschaft und Verbänden stetig evaluiert werden. Darüber hinaus ist zur Erprobung bestimmter Systeme die Ausgestaltung der KI-Reallabore relevant. Für eine breite innovationsfördernde Wirkung ist ein möglichst unbürokratischer und ortsunabhängiger Zugang insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Start-ups entscheidend.
Für technologische Souveränität braucht es einen starken KI-Innovationsstandort Deutschland. Neben Entbürokratisierung und einem innovationsfreundlichen Rechtsrahmen ist dafür eine starke KI-Forschung einschließlich der IT-Sicherheitsforschung notwendig. Damit KI-Anwendungen und -Innovationen ihren Weg in die Unternehmen finden, bedarf es Beratung und Unterstützung – auch in der Nutzung bestehender KI-Anwendungen.
6. Digitalministerium mit klarem Fokus auf Kernthemen der Digitalisierung
ine Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen in bestimmten Bereichen ist erforderlich, um gezielt technologische Entwicklungen zu beobachten, Strategien zu entwickeln und Synergien zwischen verschiedenen Themengebieten zu fördern.
Die Zusammenführung digitaler Kernthemen (zum Beispiel digitale Infrastruktur, standardbasierte Leistungen und Basiskomponenten der öffentlichen Hand, Digitalcheck von Gesetzen) in einer Behörde mit dem entsprechenden organisatorischen Unterbau ist dann sinnvoll, wenn dies einen signifikanten Beitrag dazu leistet, dass
- Bürokratie und Regulierung die Digitalisierung und die Implementierung innovativer Technologien in den Unternehmen so wenig wie möglich behindern,
- Basistechnologien und -Infrastrukturen flächendeckend verfügbar sind,
- Unternehmen und Verwaltungen sicher und souverän in digitale Technologien investieren können,
- digitale Verwaltungsleistungen ein echter Standortfaktor werden.
Detaillierte Ergebnisse
Die detaillierten Ergebnisse, Grafiken und die Einordnung in weitere wirtschaftspolitische Zusammenhänge finden Sie auf der Website der DIHK.